Hier ist der Lebenslauf des E. Pagels und dann auch die jüngere Geschichte des Pagelsschen Gartens, so ungefähr seit 2000.
HTML: <p>Ernst Pagels: Nach Karl Foerster, seinem großen Vorbild, und Georg Arends gilt Ernst Pagels als einer der bedeutendsten deutschen Staudenzüchter des 20. Jahrhunderts. 130 von weit über 300 von ihm gezüchteten Staudensorten führte er ein. Viele von ihnen sind auch heute noch weltweit in den Sortimenten der Staudengärtnereien vertreten. Besonders seine Salvia- und Miscanthus- Züchtungen machten ihn international bekannt. Damals wie heute sind Name und Lebenswerk Ernst Pagels' im europäischen Ausland und den USA hochgeschätzt. Auch Piet Oudolf (NL), heute selbst ein international gefeierter Gartendesigner, war einer seiner »Jünger«, pflegte den Kontakt mit Pagels und erkannte schon in jungen Jahren das große qualitative und gestalterische Potential seiner Züchtungen.</p>
Ernst Pagels wurde am 09. Oktober 1913 in Lübeck geboren. Nach der Gärtnerausbildung in Leer, einer Weiterqualifizierung zum Gartenbautechniker in Berlin und einigen Stationen in verschiedenen Gärtnereien ging sein langgehegter Wunsch in Erfüllung, bei Karl Foerster in Potsdam-Bornim arbeiten zu können, wo er bis zur Einberufung 1939 blieb. Hier verinnerlichte er den Foersterschen Geist, war fasziniert von dessen Persönlichkeit, der innovativen Art der Gartengestaltung, Staudenverwendung und Züchtung ganz neuer robuster, langjährig gartenwürdiger Stauden. Schon damals, also sehr früh in seiner Laufbahn, entwickelte Pagels eine besondere Liebe zu den Gräsern, die erst ganz allmählich Eingang in die Gartengestaltung fanden und später eine Hauptrolle in seinem züchterischen Werk spielen sollten.
Nach Karl Foerster, seinem großen Vorbild, und Georg Arends gilt Ernst Pagels als einer der bedeutendsten deutschen Staudenzüchter des 20. Jahrhunderts. 130 von weit über 300 von ihm gezüchteten Staudensorten führte er ein. Viele von ihnen sind auch heute noch weltweit in den Sortimenten der Staudengärtnereien vertreten. Besonders seine Salvia- und Miscanthus- Züchtungen machten ihn international bekannt. Damals wie heute sind Name und Lebenswerk Ernst Pagels' im europäischen Ausland und den USA hochgeschätzt. Auch Piet Oudolf (NL), heute selbst ein international gefeierter Gartendesigner, war einer seiner »Jünger«, pflegte den Kontakt mit Pagels und erkannte schon in jungen Jahren das große qualitative und gestalterische Potential seiner Züchtungen.
1949 gründete er seine eigene Staudengärtnerei in Leer/Ostfriesland, wo er als Gartenarchitekt und Staudenzüchter wirkte. Hier entstanden seine vielen wertvollen Miscanthus-Züchtungen, er widmete
sich aber auch intensiv Pennisetum, Salvia nemorosa, Sedum, Achillea und vielen anderen Gattungen. Pagels betrachtete die Natur als klugen Lehrmeister, das prägte auch seine Methode des Züchtens.
Er wehrte sich sogar gegen dieses Wort und sagte einmal: »Wer züchtigt, der stellt sich über jemanden. Ich bin aber nur Teil von etwas, durch Züchtigung schafft man keine charakterstarken
Persönlichkeiten – aber genau das sollen ja meine Stauden sein!«. Pagels war ein hervorragender Pflanzenkenner, ausgestattet mit einem begnadeten Auge und untrüglichem Gefühl für das
Potential seiner Schützlinge. Geduldig beobachtete er und »fand« so neue Auslesen, die seinen strengen Kriterien genügten.
Im Laufe seines Lebens wurden ihm viele Auszeichnungen und Ehrungen zuteil:
1986 erhielt er die Georg Arends Medaille (sie gilt als die höchste Auszeichnung des deutschen Gartenbaus), die Goldene Ehrennadel und den Karl-Foerster-Ring des Bunds deutscher Staudengärtner
(1992), den International Contributor Award der amerikanischen Perennial Plant Association (2000), die Karl-Foerster-Medaille in Gold der Gesellschaft der Staudenfreunde (2001) und den Reginald
Cory Memorial Cup der Royal Horticultural Society (2006).
Ernst Pagels wurde 1913 in Stockelsdorf bei Lübeck als zweites Kind seiner Eltern geboren. Seine Mutter stammte aus Leer, sein Vater aus Mecklenburg.
Nach ihrer Heirat übernahmen sie eine Gärtnerei in Stockelsdorf bei Lübeck. Der Vater fiel im Ersten Weltkrieg schon im ersten Jahr. Die Mutter war überfordert mit der Bewirtschaftung der Gärtnerei und der Versorgung der kleinen Kinder, deshalb verkaufte sie den Betrieb und ging 1918 mit der Tochter Wilhelmine zu ihren Eltern nach Leer zurück. Der kleine Ernst wurde zu den väterlichen Großeltern nach Lelkendorf (Mecklenburg) in Obhut gegeben. Die hatten auch ihren zweiten Sohn im ersten Kriegsjahr verloren, so dass der kleine Junge ihnen ein Trost war. Bei ihnen wurde er liebevoll versorgt und gefördert. Für ihn waren sie seine Eltern. Vermutlich war diese liebevolle Umgebung die Basis für seine lebenslange Abneigung gegen Gewalt und Unterdrückung in jeglicher Form. Nur ungern nannte er später seine Arbeit mit Pflanzen „Züchtungen“ - viel lieber war ihm das Wort „Auslese“. Der Großvater nahm ihn früh mit in die Gärtnerei des Gutsbetriebes, in dem er tätig war und „der Garten der Großmutter war der schönste im Dorf“. Ernst Pagels sagte über die Zeit bei seinen Großeltern, es sei die schönste Zeit seines Lebens gewesen. Mecklenburg war die Heimat seiner Kindheit. Durch den Tod der Großmutter brach die heile Welt seiner Kindheit zusammen. Mit 10 Jahren musste er zu seiner leiblichen Mutter nach Leer gegeben werden, die ihm völlig fremd war. Der einzige vertraute Mensch für ihn war seine Schwester Wilhelmine, die er von ihren Ferienbesuchen in Lelkendorf her kannte. Sprache, Menschen und Landschaft waren ihm völlig fremd, waren trostlos. Die Schulzeit bis zum Abitur am damaligen „Gymnasium für Jungen“ muss quälend für den schmächtigen, intelligenten Ernst gewesen sein. Dem Wunsch seiner Verwandten, ihn Lehrer werden zu lassen, widersetzte er sich nachdrücklich, machte stattdessen eine Gärtnerlehre. Auf dem Boden des Lehrbetriebes entdeckte er einen Stapel der von Karl Foerster herausgegebenen Zeitschrift „Gartenschönheit“, deren Texte, Bilder und Gedanken ihm zutiefst aus der Seele sprachen. Karl Foerster wurde sein Leitbild und Pflanzen und Gärten wurden das Wichtigste in seinem Leben.
.... zum Gartentechniker in Oranienburg folgten Wanderjahre mit Tätigkeiten in der Schweiz, in Italien, im Harz und in Hamburg.
In Oranienburg fing er an, sich für die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise zu interessieren. Sie blieb lebenslänglich seine Leitschnur. Ein großes Ziel war für ihn, bei seinem Vorbild, dem
Staudenzüchter Karl Foerster in Potsdam-Bornim arbeiten zu können. 1937 ging dieser Wunsch tatsächlich in Erfüllung. Allerdings endete die Arbeit in Potsdam abrupt nach zwei Jahren mit dem
Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Für Pagels folgten bis 1946 Militärdienst und englische Gefangenschaft.
Die Nähe zu Karl Foerster und seiner Arbeit bewahrte Ernst Pagels sein Leben lang.
Nach der Entlassung aus der englischen Gefangenschaft kehrte er Ende 1946 nach Leer zurück auf die kleine Bauernstelle seiner mütterlichen Großeltern in der Deichstraße 4. Dort baute er
nach den geltenden Vorschriften der schlechten Nachkriegszeit Gemüse an, bis er endlich 1949 die Genehmigung bekam, eine Staudengärtnerei anzulegen.
Zwei Gücksfälle erleichterten seinen Schritt in die Selbstständigkeit. Der eine war das Zusammentreffen mit dem gebürtigen Leeraner Architekten Carl Börner, den er schon aus seiner Zeit bei Karl
Foerster kannte. Carl Börner war nach dem Krieg in seine Heimatstadt Leer zurückgekommen und betrieb hier mit seinem Bruder Manfred zusammen ein gefragtes Architekturbüro. So ergab es sich ganz
von selbst, dass Ernst Pagels von ihren Kunden für die Anlage der Gärten gebeten wurde. Es war allerdings schwierig, qualifiziertes Personal für die gartenarchitektonischen Arbeiten zu finden. Da
kam der zweite Glücksfall ins Spiel: Einer der fähigsten Mitarbeiter von Karl Foerster war als Flüchtling ganz in der Nähe von Leer gelandet (das wird wohl Issa
sein. Herr, segne jetzt Pagels' Garten!), konnte nicht in seine schlesische Heimat zurück. Ernst Pagels stellte ihn ein und arbeitete viele Jahre lang erfolgreich mit ihm. Ohne jegliche
Werbung gelang ihm auf diese Weise der Schritt in eine florierende Selbstständigkeit.
In Zusammenarbeit mit den Architekten Börner legte er in und um Leer vielfach beachtete private Gärten und öffentliche Anlagen an.
Unterstützt von einem Leeraner Freundeskreis entwickelte die Stiftung Mercurial nach und nach einen „Garten für Jeden“ mit Spazierwegen, dem Bau eines Spiel- und Kletterparks für Kinder, mit der Anlage eines Labyrinths und eines großzügigen Teiches zur Bereicherung des ökologischen Spektrums. Aus den ehemaligen Verkaufsbeeten wurden „Mitmachbeete“ im Sinne des „urban gardening“. Der alte Mutterpflanzengarten mit einem großen Teil der Pagels' schen Züchtungen blieb erhalten.
Nach Pagels' Tod im Jahr 2007 versuchte die Stiftung Mercurial, Anwesen und züchterisches Erbe als Waldorf-Standort und Bürgergarten zu erhalten, darauf hoffend, dass das Projekt sich zukünftig
durch örtliche Unterstützer tragen würde. Aber was im gartenaffinen Großbritannien vermutlich zu einer mit öffentlichen Geldern geförderten, bestens besuchten Kultstätte für den großen Gartenmann
geworden wäre, gestaltete sich hierzulande äußerst schwierig. Das ging sogar so weit, dass die Stadt Leer einen Teil des Pagels-Areals bebauen wollte. Erst seit im Dezember 2018 der gemeinnützige
Förderverein Ernst Pagels' Garten e.V. gegründet wurde, zeichnet sich eine Hoffnung machende Entwicklung ab. Gründungsmitglieder waren u.a. so prominente und bekannte Gartengestalter und Gärtner
wie Piet Oudolf (Hummelo/NL), Peter Janke (Hilden), Felix Merck (Potsdam) Konrad Näser (Potsdam), und Gerhard Mühring (Westoverledingen), der sich unermüdlich für den Erhalt der wertvollen
Züchtungen Ernst Pagels' einsetzt. Und natürlich ist auch Dieter Gaißmayer dabei, er war Ernst Pagels auch persönlich sehr verbunden, besuchte ihn häufig in Leer und führte eine umfangreiche
Korrespondenz mit ihm.
Wer helfen will, dieses bedeutende Stück Gartengeschichte zu erhalten, ist ebenfalls herzlich eingeladen, mit einer Mitgliedschaft oder Spende unterstützend zu wirken, denn „Pagels' Garten in
Leer lebt! So die Botschaft von Anke Boekhoff, der tatkräftigen 1. Vorsitzenden des Fördervereins Ernst Pagels' Garten e. V.